Goldene Regeln für das perfekte Business Outfit

Wer kennt das nicht? Man ist zu einem Geschäftstermin verabredet. Die Tür geht auf und der erwartete Gesprächspartner kommt rein. Es dauert keine Sekunde, der erste Blickkontakt ist ausgetauscht und man denkt: “Wie sieht der denn aus! Kravatte zu lang, Hose zu kurz – einfach daneben.” Heute spreche ich mit Frau Marianne Krschak-Herschung, die als Stylistin Männer und Frauen dabei unterstützt, damit den Ratsuchenden solche Situationen erspart bleiben und sie mit dem perfekten Business Outfit durch die Tür kommen.

 

Zur Person: Marianne Krschak-Herschung wohnt Fr. Herschung Portraitin Bad Honnef, ist verheiratet und hat über viele Jahre zwei mittlerweile junge Männer erfolgreich großgezogen.
Nach Ihrer Ausbildung zur Farb- und Stilberaterin arbeitet sie seit 2016 als selbständige Stylistin in ihrer eigenen Firma „malwasneues“ und hält Vorträge rund um das Thema Stil und Aussehen.

 

 

 

Dr. Jörg Wittenberg:
In der Novelle „Kleider machen Leute“ erzählt der Schweizer Dichter Gottfried Keller die Geschichte eines armen Schneidergesellen, der gut kleidet und als vermeintlicher Graf dann Ruhm und Anerkennung erfährt. Diese Geschichte stammt aus dem 19. Jahrhundert. Hat das aus dieser vergangenen Zeit stammende Sprichwort „Kleider machen Leute“ Ihrer Auffassung nach auch heute, in unserer digitalen und aufgeklärten Welt noch seine Berechtigung?

Frau Krschak-Herschung:
Absolut. Durch unsere Kleidung vermitteln wir unserer Umwelt wie wir ticken. Sie ist DAS Mittel, um zu zeigen, wer wir sind und wie wir wahrgenommen werden wollen. Unsere Kleidung vermittelt Zugehörigkeit, und mit ihr verleihen wir auch bestimmten Situationen die Würde. Denken Sie z.B. an eine schöne Feier, wie eine Hochzeit, ein liebevoll und lange geplantes Fest, aber auch an eine Beerdigung oder den Schulabschluss der eigenen Kinder. Wer unpassend oder einer Situation nicht „würdig“ gekleidet ist, vermittelt nicht nur den Eindruck von Rebellion und Gedankenlosigkeit, sondern demonstriert auch eine, ich nenne es mal „Nicht-Wertschätzung“ seines Gegenübers.

 

Dr. Jörg Wittenberg:
Wie lässt sich dann erklären, dass selbst auf Vorstandsetagen der Schlips zunehmend verpönt und der Rollkragenpullover von Apple Gründer Steve Jobs als neues Statussymbol Einzug gehalten hat?

Frau Krschak-Herschung:
Steve Jobs wollte aus der Reihe tanzen, mit seinem Produkt und seinem Image. Sein Auftreten war daher konsequenterweise auch anders, in gewisser Weise revolutionär. Er war stilvoll, gerade ohne Krawatte.
Auf den von Ihnen angesprochenen Vorstandsebenen wird überwiegend immer noch die Krawatte getragen. Der Dress-down Friday, eine Erscheinung aus den USA, weicht und da gebe ich Ihnen Recht, diese strenge Regel durchaus auf. Wobei längst nicht alle Firmen auf diesen Zug aufspringen. In jungen Start-up Unternehmen gelten aber tatsächlich mittlerweile die Schlipsträger als rückständig.

 

Dr. Jörg Wittenberg:
Die neuen Freiheiten bei der Wahl des Business Outfits machen es vielen Berufstätigen nicht gerade einfacher die richtige Wahl zu treffen. Worauf kommt es nach Ihrer Einschätzung hier besonders an?

Frau Krschak-Herschung:
Die Freiheiten nicht überzustrapazieren. Denn das kann auch schnell ausufern und dem Image eines Unternehmens schaden, besonders dann, wenn es sich nach außen präsentieren muss und man Kundenkontakt hat. Es ist wichtig die unterschwelligen, optischen Reize zu beachten, die wichtigen ersten Sekunden sind entscheidend und verleiten Menschen dazu, an Meinungen festzuhalten, die nur sie nur schwer wieder revidierten. Das kann fatale Folgen haben.

 

Dr. Jörg Wittenberg:
Haben es nach Ihrer Erfahrung eigentlich Männer einfacher als Frauen das passende Business Outfit zu wählen?

Frau Krschak-Herschung:
Nicht unbedingt. Es gibt Regeln, die beherzigt werden sollten, gerne mit kleinen Abweichungen. Den Männern stehen nicht so viele Stilhilfsmittel zur Verfügung wie uns Frauen. Und übertreiben es die Männer, sind sie schnell die schrägen, bunten Vögel, die keiner ernst nimmt, es sei denn, sie arbeiten in einer passenden Branche. Dann beweisen sie mit ihrem Outfit ihre Kreativität, die sie sogar in ihrer Karriere weiterbringen kann.

 

Dr. Jörg Wittenberg:
Was sind Ihre persönlichen TOP 3 an Fettnäpfen, in die Berufstätige stolpern können, wenn Sie im wahrsten Sinne des Wortes im Kleiderschrank danebengreifen?

Frau Krschak-Herschung:
Das ist bei Männern ganz klar die falsche Krawatte, die nicht mit dem Rest korrespondiert oder mit „lächerlichen Dekoren“ versehen ist. Das sind die schrillen Socken, ein abgetragenes oder schmutziges Schuhwerk und ein fehlender Gürtel. So etwas geht gar nicht.
Bei den Frauen sind es zu kurz geratene oder zu enge Röcke oder Kleider, die die Unterwäsche abzeichnen, strumpflose Beine in zu hohen Schuhen und Oberteile, die mehr Einblicke zulassen, als am Arbeitsplatz angemessen wäre.

 

Dr. Jörg Wittenberg:
Nur noch jeder 7 Beschäftigte muss heute eine Uniform an seinem Arbeitsplatz tragen. Denken Sie zum Beispiel an den Paketzusteller oder die Krankenschwester. Gleichwohl ist es nicht ganz einfach, sich aus der Masse hervorzuheben, wenn alle auf den Managementetagen im dunkelgrauen Anzug oder blauen Kostüm herumlaufen. Welche Stilmittel empfehlen Sie Ihren ratsuchenden Kunden und Kundinnen?

Frau Krschak-Herschung:
Ja, eigentlich ist das schade, denn Uniformen vermitteln vielen Menschen das Gefühl von Kompetenz und Zuverlässigkeit. Der dunkelgraue Anzug der Männer, die Uniform auf den Vorstandsebenen, kann sehr schön mit einem farbigen Einstecktuch und natürlich mit einer geschmackvollen Krawatte individualisiert werden. Statt der üblichen Streifen gibt es ihn auch mal mit kleinen, dezenten Mustern oder einem eingewebten Muster Ton in Ton. Und es muss sicherlich nicht immer nur das weiße Hemd sein. Das sind nur wenige Stilmittel, ich gebe es zu.
Bei den Frauen verhält es sich ähnlich. Da dienen die etwas ausgefallenen Pumps mit dennoch gemäßigtem Absatz und schöner Schmuck als nette Hingucker. Oder mal die anders gestylten Haare machen den Unterschied. Statt des Blazers kann sie z.B. auch mal ein edles Twinset tragen.

 

Dr. Jörg Wittenberg:
Nicht jeder der mit Excel-Tabellen umgehen kann und sich auf der internationalen Business-Bühne wohl fühlt, hat auch ein Händchen für die Wahl des richtigen Business Outfits. Hier kommen Sie mit Ihrem Beratungsangebot als Stylistin ins Spiel. Wie läuft so eine Beratung ab? Durchforsten Sie meinen Kleiderschrank oder kommen Sie mit zum Shopping?

Frau Krschak-Herschung:
Wenn Sie möchten beides. Aber zuerst schaue ich mir den Menschen an, ich achte auf die Färbung seiner Haut, Augen und Haare. Mit unterschiedlichen Farbtüchern schaue ich, ob eher kalte oder warme Töne passend sind. Das ist entscheidend, denn falsche Farben lassen ein Gesicht schnell älter und fahler erscheinen. Dementsprechend entscheidet sich dann, aus welcher Farbgruppe der Anzug oder das Kostüm, Hemd, Bluse oder Top etc. gewählt werden sollen. Auch die Proportionen sind wichtig und entscheiden über die Form und das Material unter Berücksichtigung der jeweiligen Jahreszeit. Auch die Stellung in der Firmenhierarchie entscheidet, wie das Outfit gestaltet sein soll. Denn Kleider machen eben Leute…

 

Dr. Jörg Wittenberg
Vielen Dank Frau Krschak-Herschung für diesen Ausflug in die Welt der Business Etikette. Ich bin jetzt überzeugter denn je, dass der erste Eindruck zählt und die Wahl des passendes Business Outfits gut überlegt sein will.

 

Kontaktdaten des Interviewpartners:

Der Wegberater
Dr. Jörg Wittenberg
Managementberater
Im Zollhafen 24
50678 Köln
www.Der-Wegberater.de
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