(M)ein Jahr 2017 ohne Konsum und bewußt ohne Foto…

Was soll ich sagen, außer, dass es großartig war nicht zu konsumieren!

Das Bedürfnis danach entwickelte sich, als ich merkte, dass ich ohne Freude kaufte, mit dem anschließenden Wissen etwas gekauft zu haben, was ich gar nicht brauchte. Ich hatte von allem zu viel und wollte das nicht mehr.

Also begann ich zuerst damit meinen Kleiderschrank ins Visier zu nehmen. So vieles von dem was ich fand hatte ich vergessen, ich brauchte und wollte es nicht mehr.  Ich trennte mich von allem was überflüssig war. Der Rest war überschaubar. Der erste Schritt war getan.

Dann kam die Überlegung, welche Kleidungsstücke brauche ich für 4 Saisons. Einige Kleidungsstücke waren für alle 4 Jahreszeiten geeignet, Jeans, Lederjacke, Jeansjacke, dunkelblauer und schwarzer Rock, 2 weiße Blusen

  • 4 Shirts
  • 2 Cardigans
  • 2-3 Wollpullis
  • 2-3 entspannte Kleider
  • 1 offizielles Kleid
  • 2 offizielle Hosen
  • 2 Blazer
  • 1 Mantel
  • Schuhe, Stiefel, Chucks, Sandalen
  • Strümpfe, Unterwäsche, Sportkleidung, Kleidung zum Entspannen auf dem Sofa, Accessoires und Schmuck gehörten nicht in die Liste, sie dienten der optischen Vielseitigkeit, von allem möglichst wenig, und möglichst alles miteinander kombinierbar

Voila, so sah meine Liste am Ende der Überlegungen aus. Entspannung stellte sich ein. Ich hatte alles was ich brauchte, nicht mehr und nicht weniger.

Ich schenkte mir selbst ein kleines vergoldetes Armband mit dem Zeichen der Unendlichkeit. Es sollte mir helfen, auch mal in schwachen Zeiten einem Rückfall widerstehen zu können.

Das Jahr begann und mit ihm meine Enthaltsamkeit. Es war wunderbar, Onlineshops interessierten mich nicht mehr, der Gang in die Stadt war nicht mehr geprägt von Abweichungen meines eigentlichen Vorhabens, denn ich brauchte ja nichts. Ich gewann viel mehr Zeit für andere Dinge des Lebens, meine Gedanken und Überlegungen, was wann wie anziehen, beschränkten sich nur noch auf einen Bruchteil der üblichen damit verschwendeten Zeit. Mal ganz abgesehen davon, dass ich Zeit sparte, war ich einfach zufriedener.

Ich beobachtete die anderen Frauen, mit welcher Unruhe sie die neuesten Trends verfolgten und unbedingt und ganz dringend shoppen gehen mussten. Geht ihr nur, dachte ich und der Gedanke es ihnen nicht gleich tun zu müssen, entspannte mich nur noch mehr.

Es passierte allerdings auch immer wieder, dass man mir misstraute. Die Vorstellung solange nichts zu kaufen, schien vielen Mitmenschen einfach unvorstellbar.

Hast du den Pulli neu, den habe ich noch nie an dir gesehen? Komm schon, gib´s zu, du warst shoppen. Das hörte ich öfter und ich begann damit mich zu rechtfertigen. Ich fotografierte meine gesamte Garderobe „zum Beweis“ und alles war gut.

Ich bemerkte aber noch etwas anderes, die Frauen in meinem Umfeld fingen an, mich zu beneiden. Ich hörte Erklärungen, warum dieses oder jenes Kleidungsstück gekauft werden musste. Ich hörte aber auch, großartige Idee, ich wünschte ich könnte das auch…. Ich habe auch viel zu viel Kleidung. Ich glaube, ich probiere das auch mal aus. Gemacht hat´s außer mir Keine. Und das machte mich auch etwas stolz. Würde ich sagen, mir wäre der Verzicht leichtgefallen, wäre ich nicht ehrlich.

365 Tage sind eine lange Zeit und irgendwann fingen meine Kleidungsstücke an, mich etwas zu langweilen. So kam es dann, dass einige ich nenne es „Schenkungen“ erfolgten. Ich nahm sie mit schlechtem Gewissen aber trotzdem gerne an. Allerdings musste ich sie eher etwas heimlich tragen, denn in meiner Fotogalerie vom Anfang des Jahres erschienen sie nicht.

Das Jahr verging und ich hatte – mehr oder weniger – durchgehalten. Das machte mich stolz und änderte mein Kaufverhalten nachträglich und langanhaltend.

Ich kaufe seitdem nicht mehr wahllos und ich kaufe nicht mehr billig. Ich überlege vor dem Kauf. Ich probiere aus ob das neue Kleidungsstück zu meinen anderen passt und ob es meinem Stil entspricht. Ich kaufe auch manchmal second hand weil es Sinn macht. Zara und Co. sehen mich auf jeden Fall nicht mehr.

 

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